Weg von Plastik – hin zur altbewährten Glasflasche

Den Verbrauchern reicht es! Plastik hier, Plastik da; ja sogar Bio-Gurken sind in Plastikfolie gehüllt. Vielen Verbrauchern geht diese Verschwendung zu weit. Was Ökoaktivisten und Umweltschützer freut, stellt die Industrie vor ein Problem. Viele Lebensmittel müssen aus hygienischen Gründen in Zellophan oder Plastik verpackt werden, damit diese vor Keimen und Bakterien geschützt sind. Auch in der Getränkeindustrie setzt man seit vielen Jahren auf PET-Einwegflaschen und Plastik-Mehrwegflaschen. Kein Wunder, da die Produktion günstig und die Entsorgung (eigentlich) unkompliziert ist.  Doch immer öfters werden die Stimmen laut, dass Weichmacher und Mineralölrückstände die verpackten Lebensmittel gefährden. Auch in den Getränkeflaschen lauern chemische Weichmacher, die unweigerlich in das Getränk übergehen können. Zwar werden, laut dem Bundesamt für Risikobewertung, die Grenzwerte nie überschritten, doch eine Plastikflasche bleibt eine Plastikflasche. So können die Weichmacher bei leichter Erwärmung der Flaschen bereits in das Getränk übergehen. Dies kann schon durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen. Wer seine Plastikflasche also in die Mittagssonne stellt, der könnte bereits geringe Mengen von Bisphenol A oder Acetaldehyd aufnehmen. Laut BfR aber alles unbedenklich.

Auch der Umweltaspekt ist zweifelhaft

Wir wollen in diesem Artikel das PET-Einweg- oder das Plastikflaschen-Mehrwegsystem nicht schlecht reden. Doch eine weitere Bilanz lässt die Plastikflaschen nicht gerade gut dastehen. So werden stündlich fast 2 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht (Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V.). Pro Tag sind dies also 46 Millionen Plastikflaschen (/Müll). Die Jährliche Produktion von Einweg-Plastikflaschen frisst Tonnen von Ressourcen auf. Fast 500.000 Tonnen Plastik und 660.000 Tonnen Rohöl werden für die Produktion benötigt. Allein mit dem Rohölanteil könnten eine halbe Million Einfamilienhäuser ein Jahr lang beheizt werden.

Knapp 500.000 Tonne Plastikmüll fallen jährlich durch Einwegflaschen an
(Quelle: pixabay.com)


Bei der Produktion der Einweg-Flaschen kommt übrigens nicht immer recyceltes Plastik zum Einsatz. Der Anteil von recyceltem Plastik in der Neuproduktion von PET-Einwegflaschen beträgt gerade einmal 26%. Laut dem Naturschutzbund Deutschland e.V. würde hier noch mehr gehen (knapp 80%). Dies scheint aber aktuell nicht möglich zu sein, da sich die Industrie auf die hohen Hygiene- und Qualitätsstandards beruft, die mit recycelten Plastik nicht erreicht werden können.

Der Trend geht zur Mehrweg-Glasflasche

Allmählich entsteht jedoch ein bundesweites Umdenken. Immer mehr Verbraucher greifen wieder zur altbewährten Glasflasche. Eine vom NABU aufgegeben Studie zeigt, dass knapp 89% der Befragten zur Glasflasche tendieren. Auch, weil sie wissen, dass diese besonders umweltfreundlich sind. Doch warum greifen nicht alle Bürgerinnen und Bürger zur Glasflasche? Es könnte mitunter an der Einwegindustrie und dem Handel liegen, so der NABU. Viele Kundinnen und Kunden würden gerne umweltfreundlichere Verpackungen kaufen, doch der Handel bremst die Verbraucher. In zahlreichen Regalen finden sich überwiegend Einwegplastikflaschen. Kritik kommt auch von der Regierung. Das 2003 eingeführte „Zwangspfand“ auf Einwegplastikflaschen, sollte das Konsumverhalten der Verbraucher beeinflussen und zum Schutz der Umwelt beitragen. Zwar findet man heutzutage weniger PET-Flaschen-Müll in der Landschaft; zu einem Umschwenken auf Mehrweg-Glasprodukte hat es jedoch wenig beigetragen. Es bedarf politischer Maßnahmen, damit der prozentuale Glasanteil auf dem Getränkemarkt wieder steigt. Abhilfe könnte eine Umweltabgabe darstellen, die die Industrie zwingt, die Pfandeinnahmen zu versteuern oder für Umweltprojekte abzugeben – in anderen Ländern ist dies bereits die Regel. Doch hiervon sind wir weit entfernt. So können letztlich nur die Verbraucher den Plastiktrend eindämmen, indem sie künftig vermehrt zur Glasflasche greifen.

Plastikflaschen haben eine schlechte Umweltbilanz

Noch einmal zwei Fakten zum Schluss: Jährlich werden fast 17 Milliarden Einwegplastikflaschen verbraucht. Dies entspricht einem Plastikmüllanteil von 500.000 Tonnen. Mit dieser Menge entsteht ein Plastikmüllberg, der von seiner Grundfläche die gesamte Stadt Kassel bedecken würde. Jedes Jahr! Gäbe es hierzulande kein so gut durchdachtes Recyclingsystem, könnten wir mittlerweile mehrere Bundesländer im Maßstab 1:1 mit Plastikmüll nachbilden.